Narben auf der Haut und in der Seele Augen sind wie offene Wunden - näht man sie zu, sieht man die Narben nicht mehr. (Luis Bunuel)
                                       Narben auf der Haut und in der Seele                               Augen sind wie offene Wunden - näht man sie zu,                                       sieht man die Narben nicht mehr. (Luis Bunuel)

Werke

SWR Sendung Asbest von 2019

"Wir klagen an!"

Monitor zu meinem SWR Feature.:

Liebe Frau Holtz,

vielen Dank für den Themenvorschlag. Das Skript ist berührend. Allerdings zwei Anmerkungen:

 

Wegen der aktuellen Situation haben wir schon andere nicht-aktuelle Stoffe geschoben.

Das Thema „Asbestose“ und der Kampf der Betroffenen ist zudem zwar immer wieder empörend aber ja doch nicht neu. Für MONITOR würden wir zudem auch nach einem politischen Ansatz jenseits des Verhaltens der BG suchen.

 

Aus beiden Gründen würden wir da aktuell nicht zugreifen.

 

Dennoch die Nachfrage:

Ist das Skript schon realisiert bzw. produziert? Für Hörfunk oder Fernsehen?

 

Fragt und grüßt  

 

Redaktion MONITOR (CvD)

Westdeutscher Rundfunk

 

 

Asbest. Asbest kann die Lunge schwer schädigen und Krebs auslösen, auch Jahrzehnte nach dem Kontakt am Arbeitsplatz. Betroffen sind viele Berufsgruppen, u.a. Schiffbauer, Bauarbeiter, Dachdecker, Heizungsbauer, aber auch Automechaniker, die dem Werkstoff durch die Verarbeitung von Bremsbelägen ausgesetzt waren.

Wenn ein Krebs festgestellt ist, heisst das für Betroffene nicht nur der Kampf ums Überleben – sondern auch um eine finanzielle Entschädigung. Bei über der Hälfte der Fälle lehnen Berufsgenossenschaften Entschädigungen für die Opfer ab. Für die Versicherungen geht es um Milliarden-Beträge. Gudrun Holtz besuchte eine Selbsthilfegruppe in denen sich an Asbestoseerkrankte sowie Witwen von bereits Verstorbenen zum Austausch treffen.

 

Autorin

Mittwochmittag 14 Uhr. Die letzten fehlenden  Teilnehmenden der Asbestoseselbsthilfegruppe  hängen ihre Jacken an die Garderobe . Insgesamt sitzen nun 20 Frauen und Männer  um einen großen Tisch, der genug Raum lässt um Schreibpapier neben den gedeckten Tellern auf den Tisch zu legen. Eine Person beginnt, jeweils ein Stück Zitronen – Sahne Kuchen auf die Teller zu verteilen, die Tassen sind bereits mit frischen Kaffee gefüllt. In der Mitte steht noch ein mit Schokolade glasierter Kuchen, darauf sind Schokostückchen und Sahnehäubchen angerichtet, hausgemachte Limonade von Teilnehmenden sind auch dabei. In jedem Bundesland in Deutschland gibt es eine Selbsthilfegruppe. Die Anwesenden haben entweder selber Asbestose oder sind verwitwet, weil ihr Ehemann an Asbestose starb. Hier werden Sorgen, Nöte aber auch Erfolge ausgetauscht.

O- Ton.:

„Es war ein Willkür, das hab eich auch immer gesagt, wie man mich damals behandelt hat, das habe ich aber auch einem oberen von der BG (…) gesagt, das was man mit mir gemacht hat, war eine große Schweinerei. Die haben gedacht ich springe ab, dann hätten sie nicht zahlen brauchen. 40:06 Min so ist es. Nein, aber ich wann dann nachher, als das o.k. kam, von der BG, dass das nu durchkam, war ich noch immer skeptisch und nun bin ich im Apparat drinnen, seit 20 Jahren, jetzt läuft es. Von 61 bis 65 um die 4 Jahre darum hat man mich beschummelt. Ich habe solche Ordner, den ganzen Verlauf der Krankheit meines Mannes.  Ich habe die BG angeprangert und die Gewerkschaften und die Regierung. Mord was sie gemacht haben. Das ist Mord, was sie gemacht haben.“ 42:29  Min

 

Autorin.:

Betont Hildegard Best. 2000 starb ihr Mann an einem Mesothelium. Er starb zu Hause, nach fünf Chemotherapien im Krankenhaus, um ihre Rente von der Berufsgenossenschaft musste sie lange kämpfen. Das Mesothelium ist ein Lungenkrebs entstanden durch Asbest.  Hildegard Best  ist gebürtige Hamburgerin, Im 19 Jahrhundert gehörte ihre Familie zu den bekanntesten und renommiertesten Familien im Stadtteil. 1958 lernte sie ihren Ehemann Ernst Best kennen. Das Liebespaar heiratete 1960. Das Ehepaar hat zwei Kinder, damals, als ihr Ehemann verstarb waren die Tochter und der Sohn gerade über 30 Jahre alt. Ernst Beste ging mit 63 Jahren, also 1995 in Rente. Er spielte unglaublich gerne Tennis und war mindestens einmal pro Woche im Tennisclub. Erinnert sie sich.Hildegard Best steht mit Rat und Tat anderen zur Seite,  sie hat sich dafür stark gemacht, dass das Thema Asbest enttabuisiert wird und sie kämpfte um ihre Rente bei der Berufsgenossenschft. In der Selbsthilfegruppe sitzt auch Kurt Ludger aus NRW. Er hat auch ein Mesothelium aufgrund von Asbest. Er ist über 70 Jahre alt und freut sich jedes Mal dabei in der Selbsthilfegruppe dabei zu sein, weil er Unterstützung findet.

O- Ton.:

22:18 „Das ist schon schön in der Selbsthilfegruppe. Das der eine mehr weiss, als der andere und kann einem weiterhelfen. Ja, gut, da ich ja eine niedrige Rente habe, die werden bezahlt. Ich habe Gerichtskostenhilfe beantragt (…), das ist nicht das Problem. Ich brauche das nicht bezahlen. Das heisst natürlich, ich würde jetzt, die Klage (…) wenn die abgeschmettert wird und ich müsste ein neues Gutachten erstellen, dann wird es schwierig, ich müsste dann ein privates Gutachten. 23.16 machen und das müsste ich dann selber bezahlen (….). Ich konnte es aber auch umgehen, indem ich es ruhe lasse und dann einen Verschlimmerungsantrag stellen. Dann geht das ganze von vorne los, wenn ich das ganze bei Gericht verliere dann kommt da ein Strich runter ich mache in einem halben Jahr einen Verschlimmerungsantrag, der würde von der BG abgelehnt dann würde Einspruch erhoben, dann könnte das wieder vor Gericht gehen. Ja, das ist. Diese Spielereien erfahre ich alle zwei Monate von der Selbsthilfegruppe von anderen Kollegen auch. Wir kennen uns mittlerweile genauso gut aus, wie ein Anwalt. Ich bin ja auch zu jung dabei. Die Kollegen die zum Teil sechs Jahre kämpfen (…) Bei den andere geht es schon sechs Jahre.“ 24.37 Min

Autorin

Für den Betroffenen Kurt Ludger beginnt  nicht nur ein Kampf ums Überleben – sondern auch um eine höhere Rente. Mit 65 Jahren ging es ganz normal in Rente. Bis 2017 ging es Kurt Ludger gesundheitlich immer gut. Tabletten hatte er früher nicht einnehmen müssen. Er war Sportler und spielte sogar Fußball bis zur Verbandsliga. Er war lebenslang ein konsequenter Nichtraucher. Alkohol trank er eher selten bis gar nicht. Er war im Krankenhaus, zur Schilddrüsenuntersuchung, er sollte an der Schilddrüse operiert werden. Da hatte er einen zu hohen Blutdruck und es war klar er hat ein Mesothelium einen Lungenkrebs.

O-Ton. Kurt Ludger.:

Wenn die Asbestose festgestellt ist, muss das ja praktisch BG gemeldet werden, dann wurde das der BG gemeldet und nachdem das dort gemeldet wurde, geht ja der ganze Ablauf los und ich habe dann einen Antrag gestellt, wegen der Asbestose auf Rente. Das wurde dann abgelehnt und so weiter. Aber wi 3:40 Min 04:03 Min Dann ist das wwieder abgelehnt wurden. Die Asbestose ist zwar anerkannt worden vor einem guten Jahr. Ganz offiziell. Nur man muss ja 20% haben um eine Unfallrente zu beziehen. Mann muss ja eine Unfallrente haben. Und das haben die mir nicht zukommen lassen, diese 20 % 04:08 Min  Das liegt jetzt alles vorm Sozialgericht in Duisburg und das ist noch nicht abgeschlossen und das kann ich nicht . 4:24 Min

 

Autorin

Viele Betroffene haben weder körperlich noch finanziell die Kraft, vor Gericht zu ziehen – und wenn sie es tun, kann es sogar passieren, dass ein ein jahrelanger Rechtsstreit mit Gutachten, Diagnosen, Gerichtsterminen folgt.Es entsteht der Eindruck, dass die Genossenschaften auf Zeit spielen. Wie der Fall für Kurt Ludger ausgehen wird bleibt unklar.

Anders ist es bei    Gardewischke. Er ging 2002 in Rente. Damals war er 62 Jahre alt.

 

Ich war in Heidelberg im Krankenhaus und habe mir eine zweite Meinung geholt und praktisch wörtlich das gleiche gesagt, wie in Harburg, engmaschig überprüfen aber man wollte im Moment nichts machen. Dir Ursache ist eindeutig, man hat festgestellt, dass das ein Mesathon linum ist, wie die Nummer  4105 und das ist ein bösartiger Asbesttumor, daraufhin wurde auch die Berufsgenossenschaft informiert vom Krankenhaus, und die kam nach circa zwei Monaten zu mir ins Haus,  die haben noch mal nachgefragt, wo ich gearbeitet habe und was ich gemacht habe und so weiter. 07:49 Minuten.

Aussserdem muss ich das da alles schriftlich einreichen und darauf bekam ch dann am 23.5 den Bescheid von der Berufsgenossenschaft, dass sie das als Berufsgenossenschaft anerkennen. Das Bedeutet jetzt für mich, dass ich zwar eine Rente von der Berufsgenossenschaft kriege aber meine andere Rente von der Knappschaft Wahrensee 9.34 die wurde jetzt um die Hälfte gekürzt. Ich bekomme jetzt zwar etwas mehr aber man darf nicht über ein Mass hinwegkommen, 8:49 Min.

Ich hatte also mit der Berufsgenossenschaft keine Probleme, die haben das anerkannt, 09:01 Min und ich nehme an, da ich laufend die Untersuchungen für die Berufsgenossenschaft mitgemacht habe, dass das daher so schnell ging und ohne Probleme. (KONTRÄRER FALL! KEINE PROBLEME BEI DER BERUFSGENOSSENSCHAFT: 9:13 Min

Autorin.:

Hans Georg Gardewischke erinnert sich gut daran, als er  gesagt bekam, dass er Lungenkrebs hat, wie es ihm emotional ging.

O- Ton Hans Georg Gardewischke.:

„Wenn man eine Diagnose bekommt, die bedeutet, dass die nicht heilbar ist, ist man geschockt und jetzt überlegt man natürich, wo und wann das passiert sein kann aber das kann man nicht sagen, man kann, in einem falschen Moment eine Luft mit Asbestfasern einatmen und die sind ja kleiner als ei Millimeter, und die können sich festsetzen und entzünden und sich daraus ein Tumor bilden. 10:05 Min

Autorin.:

Er lebt gemeinsam mit seiner Frau am Rand von Hamburg. Seine Tochter arbeitet in England. Sein beruflicher Werdegang ist konstant und so ist sehr leicht nachzuvollziehen, wo er mit Asbest in Berührung kam.

 

O- Ton Gardewischke.:

„Ich habe 1955 habe ich Elektromaschinenbauer gelernt. Bin danach zur AEG Schiffbau gegangen in Hamburg habe da ein Jahr gearbeitet, dann bin ich zur See gefahren, bin wieder bei der AEG angefangen. War zuerst in einer Werkstatt. Reparatur von Elektro und Generatoren, danach bin ich ein Jahr bei der Firma Still gewesen, habe Service  im Gabelstaplerbereich gemacht, danach bin ich wieder bei der AEG angefangen und habe wieder jetzt bis zum Ende meiner Rente bei der AEG  gearbeitet und das bedeutet ich habe neue Schiffe erprobt und in Betrieb genommen und das bedeutet u.a. wir mussten alle elektrischen Anlagen den germanischen Loyd oder anderen Klassegesellschaften vorführen, der Werft, den Reedereien und das musste alles schriftlich protokolliert werden, danach ging es auf Probefahrten. Die Probefahrten dauerten durchschnittlich zwei bis drei Tage. Und ausserdem  und das war folgendes , die Erprobung der neuen Schiffe begann immer am Ende mit der Bauphase, etwas einandhalb bis zwei Monate vor Ende Lieferung. Das bedeutete, das in den Wohnbereichen noch immer sehr gearbeitet worden ist, die Platten für die Kammern zugeschnitten, gehobelt, gepfeielet und es flog dadurch unglaublich viel Stoff für die damalige Zeit, die damals Asbestbehaftet waren, dadurch haben wir, dadurch das wir persönlich gar nicht damit gearbeitet haben, haben wir in dieser Phase das immer eingearbeitet.  3:51

 

Autorin

Hier in der Selbsthilfegruppe wird auch viel theoretisches know how über medizinische Versorgung weitergegeben oder auch über die Kulturgeschichte der Asbestose. Seit 1936 ist die Asbestose eine anerkannte Berufskrankheit. Seit dem Jahr ist auch den Berufsgenossenschaften, dass die Mineralfasern Lungenkrebs auslösen können und zum tot führen.  Nach Schätzungen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung gibt es bundesweit 190.000 Asbesterkrankte. Mittlerweile schicken Berufsgenossenschaften, ihre Kontrolleure auf Baustellen und Betriebe . Seit 1983 wurde die Öffentlichkeit zunehmend auf die tödlichen Gefahren von Asbest aufmerksam. In den Betrieben wurden langsam Schutzvorkehrungen eingeführt. Sehr sehr spät, denn mehrere Generationen hatten bis dahin schon viel Asbeststaub eingeatmet.

 

O- Ton Kurt Ludger

„Mit 65 ganz normale Rente. Altersrente ist ja mit 65 gewesen. Ich habe ja gemacht, ich sage ja einmal, im Innenausbau, mit Feuerschutzplatten gearbeitet, wo Asbestplatten verbunden drin waren.  Ich sage heute ist das ja alles festgestellt worden. Da da Asbest drin war in dem Zeug. 9:54 Min. Ich habe praktisch mit  20 Jahre. Ich habe 1966 mit den Feuerschutzplatten war ja die Wunderwaffe damals, da wurden ja Feuerschutzwaffen verkleidet dies und jenes, wenn Wände verkleidet oder tragende Teile verkleidet.Da wusste ja keiner das da Asbest drin war oder man hat und vorgegaukelt, das ist nicht schädlich. 10:07 Min  Man hat das dan nachher festgestellt, dass das doch schädlich ist. Ich habe damit gearbeitet. Ma kann sagen von 66 bis 80 nicht an einem Stück aber man kann sagen, 15 Jahre habe ich damit gearbeitet. In den 80 ern habe ich mich selbstständig gemacht und habe dann auch teilweise damit gearbeitet aber dann war das nicht mehr asbesthaltig. Dann haben die Werke das umgestellt. Dann war ja kein Asbest mehr dadrin. Das war noch immer Feuerschutz aber keine Asbesthaltigen Materialien mehr. Das ist glaube ich 80 festgestellt worden, dass das mal Asbesthaltig war. Ich habe normal Schreiner gelernt und habe dann muss man sagen, 1964 den Innenausbau damit angefange. Ich habe mich 80 dann daraufhin selbstständig gemacht und habe dann eine Meisterprüfung gemacht.  11.40Habe auch Leute ausgebildet in dem Trockenbau. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Da sind ja noch andere Sachen verarbeitet worden.“

 

Autorin.:

Anstatt seinen neuen Lebensabschnitt seit der Rente fröhlich geniessen zu können, muss er er sich um seine Gesundheit bis heute kümmern, ihm bleibt jedoch der Weg zum Rechtsanwalt oder zu den Berufsgenossenschaften erspart.  Von sich aus wäre er auch nicht zum Arzt gegangen.

O- Ton Gardewischke.:

 

O- Ton.:

„Wir waren damals zum Ende unserer Arbeitszeit bekamen wir eine Aufforderung uns untersuchen zu lassen. Damals war es schon bekannt, dass Asbest gefährlich ist aber leider so spät. Da waren wir beim Lungenfacharzt und da wurden wir untersucht und gefragt, ob man bei einer Langzeitstudie teilnehmen will und dann hab ich es bejahrt und dann bekam ich eine Aufforderung alle zwei Jahre zu einem Lungenfacharzt zu gehen, da wurde die Lunge geröngt und das Lungenvolumen gemessen und da stellte man fest, vor drei Jahren, dass ich Wasser in der rechten Lunge hatte, dann bekam ich ein paar Tabletten und dann war das Wasser weg und zwei Jahre später, als ich wieder die Aufforderung bekam. Da merkte ich schon, dass ich ein bisshcen Luftknappheit hatte, dass das Wasservolumen, besser war als vorher, daraufhin wurde wieder CT gemacht und festgestellt, da hat mich der Arzt ins Krankenhaus überwiesen nach Harburg, die haben auch das Wasser abgesaugt und kontrolliert. Konnten wir aber auch nichts feststellen. Dann wurde ich eine Woche später operiert, das bedeutete man hat hinter die Lunge geguckt und fest gestellt, dass da ein Tumor ist, der an der Lunge und am Rippenfell behaftet ist und der ist leider nicht heilbar ist (….). Dir Ursache ist eindeutig, man hat festgestellt, dass das ein Mesathon linum ist, wie die Nummer ist dadür 4105 und das ist ein bösartiger Asbesttumor, daraufhin wurde auch die Berufsgenossenschaft informiert vom Krankenhaus, und die kam nach circa zwei Monaten zu mir ins Haus, die haben noch mal nachgefragt, wo ich gearbeitet habe und was ich gemacht habe und so weiter.“ 07:49 Minuten.

Autorin.:

Hildegard Best begleitet ihren Mann von der Diagnose bis er starb. Das Mesothelium wurde entdeckt, nachdem im März 2000  Ernst Best von einem Tennisspiel nach Hause und  über Atembeschwerden und Unwohlsein klagte und am nächsten Tag sofort zum Lungenfacharzt Dr. Schönewolf in Norderstedt ging. Das Röntgenbild zeigte, dass die rechte Lunge etwa bis zur Hälfte mit Wasser gefüllt war (Pleuraerguss).

O- Ton. Hildegard Best.:

„Dann haben die eine Biopzie gemacht, haben eine Gewebestück heraus genommen und dann haben die auch noch einen Fehler gemacht. Das wurde dann  bestrahlt sodass der Krebs nach aussen wuchs, als BLumenkohl raus kam und jedenfalls ist das ganz nicht ganz prickelig.

Autorin.:

Sie schluckt während sie erzählt und ihr Körper wirkt etwas angespannt dabei. Im Juni 2000 wurde direkt mit der Chemotherapie ihres Mannes begonnen. Alle vier Wochen kam die nächste Chemotherapie. Im Juli 2000 wurde ihrem Mann von der Berufsgenossenschaft die BK 4105 mit 100 Prozent Minderung der Erwerbsminderung anerkannt.

 

O- Ton.:

Mein Mann war technischer Kaufmann. (…) Er hat gelernt bei einem Schiffkaufmann in Emden und als Lehrling müssen sie durch sämtliche Abteilungen und haben Asbest gebracht sowohl für Hochöfen und wurde für alles das gebraucht 4:16 Min  Sie brauchen bloss eine Faser einzuatmen und dann können sie so etwas haben. Ja, das geht ganz schnell. 04:23 Min

Mein Mann der hat vom ersten Lehrjahr bis zum ausscheiden aus dem Berufsleben hat er mit Asbest zu tun gehabt. 04:35 Min

Autorin.: Bis 1957 arbeitete Ernst Best bei der Firma Krämer in Hamburg. Dort wurde mit Werft -, Schiffs und Industriebedarf gehandelt und asbesthaltige Schutzkleidung an die Norddeutsche Affinerie geliefert. In den 70 er Jahren arbeitete er bei der Firma Baufa in Norderstedt und war nur noch mit wenigen asbesthaltigen Dichtungen und Produkten konfrontiert. Dort stieg er die Karriereleiter zum Prokuristen empor und ging 1995 in Rente. 5 Jahre blieben ihm von seiner Rente, bis er sich der Diagnose des Mesotheliom stellen musste. Hildegard Best erinnert sich an ihre Zeit im Krankenhaus,

 

O- Ton.:   „Mein Man hat diese ganze Geschichte diese Krankheit, so toll weggeschicht. Ich habe das nie gehört, das er geklagt hat, überhaupt nicht. Wir hatten sowieso ein tolles Verhältnis. Er kam in dieses Krankenhaus und morgens um 8 Uhr stand er schon am Fenster und hat auf mich gewartet. Ich bin jeden Morgen ins Krankenhaus gefahren, morgens um 8 Uhr hin, abends um 8 Uhr zurück. 27:38. Sonst hätte er das da nicht durchgestanden und wie gesagt, dann war da die Sache und dann kam er ins Krankenhaus und am dritten Tag kam der Professor zu ihm ins Zimmer zu ihm uns sagte ich muss ihnen eine Mitteilung machen, sie haben noch maximal ein halbes Jahr, zu leben. Dann bin ich hinter ihm hergelaufen und sagte zu ihm, sie haben sich sicherlich im Zimmer geirrt, das kann doch nicht wahr sein.“ 28 Min

Autorin.

Der Chefarzt hatte sich nicht im Zimmer geirrt. Die Todesdiagnose war unumgänglich. 5 Chemotherapien liess Ernst Best über sich ergehen, immer in der Hoffnung, auf diese Art und Weise sein Leben zu verlängern.  

 

O- Ton Hildegard Best.

„Dann war klar, das wird nichts mehr und dann habe ich gesagt, der bleibt hier, bis ich ein Zimmer eingerichtet habe, und dann dauerte es nicht mehr lange. Zum Schluss ist er  mir auf der Treppe zusammen gebrochen. 31:40 Min. Habe dann noch Hilfe geholt habe ihn dann ins Bett gelegt und dann haben wir ihn ins Bett gelegt und das war am Mittwoch vor seinem Tot. Am Montag ist er dann eingeschlafen. 31.53 Min

Autorin.: Geholfen haben ihr vor allem ihre Kinder, die damals bereits über 30 Jahre alt waren und

O-Ton  Hildegard Best.:

„Das waren Freunde aus dem Tennisverein. Das muss ich sagen, die waren alle da.“

Autorin. 1993  wurde Asbest in Deutschland verboten. Für Frau Hildegard Best stand fest, dass die Erkrankung ihres Mannes aufgrund von Asbest am Arbeitsplatz entstanden war.

 

 Dass so wenig Erkrankungen als Berufskrankheiten anerkannt werden, hat mehrere Gründe. So müssen Betroffene beweisen, dass sie über Jahre der Asbestbelastung ausgesetzt waren. 2020 ist der Betroffene Ludger dabei.:

2020  Anders bei Herrn Ludger .

O- Ton.: Ich erwarte vom Arzt noch ein Gutachten, wenn das Gutachten da ist, das weiss ich nicht, wann das richtig vor Gericht geht. 19:34 Min

Wir warten auf die Berichte und dann geht es direkt vor Gericht. Die Klage ist eingereicht.

19.49

Meine normale Rente ist ja o.k. die habe ich ja schon 10 bzw 9 Jahre. Es geht jetzt nur um die Unfallrente praktisch wenn man so will. 20:11 Die BG. Dass ich nicht die 20 % habe Das ist ja nicht nur bei mir. Die Selbsthilfegruppe bei allen Kollegen so. Wenn das ist ja nicht nur in meinem Fall. Wenn die BG alle mit Asbest bezahlen müssten, dann gäbe es keine BG, dass wären keine Milliarden, dass wären Billiarden sehr wahrscheinlich, das könnten, die ja gar nicht bezahlen.

 

O- Ton 1 Dat ist so ein Sieb und dann kommt da mal wieder eine Rente und dann kommt dann mal wieder einer der bekommt keine keine keine keine. Das ist so ein Siebverfahren. Der kriegt mal was, der kriegt mal nichts. Das liegt natürlich auch am Arzt , am Sachverständigen und so weiter. Viel Glück. Es gehört auch Glück dazu. Die Lunge haben die alle kaputt auch mit den Leuten in der Selbsthilfegruppe 22:18 Das ist schon schön in der Selbsthilfegruppe. Das der eine mehr weiss, als der andere und kann einem weiterhelfen.

 

Autorin.:

Hildegard Best erzählt

 

O- Ton.:

Es ist ja doch eine Kostenfrage, denn die Renten sind ja, sehr viele erkrankt. Sie müssen ja damit rechnen, dass die Menschen die an einem Mesothelium erkranken und das sind ja ziemlich viele, alle durch Asbest. Ja, dass die tatsächlich mein Mann hat nur noch acht Monate damit gelebt.Ich weiss noch als mein Mann aus dem Krankenhaus nach Hause kam. Da kam ein Mann vom Präventionsdienst der BG und der hat uns erst einmal richtig aufgeklärt. Von wegen Asbest. Er hat und dann aber auch gesagt,. Das war natürlich besonders schlimm, dass man uns das nicht geglaubt hat, obwohl, das ja schon im Krankenhaus festgestellt wurde. Nö, die von der BG. Ich musste ja sämltlche Beweise bringen. Ich habe ja ein dreiviertel Jahre Beweise bringen müssen.

Mein Mann war ja nun auch bei der BFA versichert. Die BFA hat gesagt, wir nicht mehr, dass ist eine Spätfolge einer Berufskrankheit, wenden sie sich an die BG. (…) Und dann habe ich zu meinem Sohn gesagt, als ich den Rentenbescheid kriegte, jetzt bin ich ein Sozialfall und dann hat mein Sohn gesagt, dass wollen wir sehen und dann ging das Theater los und dann habe ich mir einen Rechtsanwalt genommen der dann aber auch nichts gemacht hat. Dem habe ich dann zwar die ganzen Sachen, 10:13 Min

Da habe ich meine ganzen Unterlagen hingegeben aber es tat sich nichts und dem habe ich nachher das Mandat entzogen und 10:24

Ein halbes Jahr und dem habe ich das Mandat entzogen und dann lernte ich durch einen ganz blöden Zufall einen Rentenberater kennen : Herrn Gudewitz selbst, war etliche Jahre bei der Berufsgenossenschaft angestellt und der wusste, wie die lieben Kollegen mit solchen Sachen umgehen. Und durch den habe ich natürlich jede Menge hilfe gehabt, dem bin ich heute noch dankbar, dass ich ihn überhaupt gefunden habe.

 

Der ist nach Berlin und abgetaucht. 11:23 Min

Ich musste ja nachdem die BG immer wieder neue Schreiben schickte, ich müsste, dieses beweisen, jenes beweisen, ich musste mich dahinter klemmen, ich musste sämtliche Handwerker mobilisieren, mit denen mein Mann zu tun hatte, das habe ich dann auch gemacht und habe auch viele Zeugen hingeschleppt zur BG. 11:47 Min und trotz allem wurde immer wieder. Sie haben immer versucht einen Keil zu schlagen. Nein, vor das Gericht ging es nicht mehr. Weil ich dann nachher auch aggressiv wurde. Ich kriegte kein Geld mehr. 12:07 Min.

Ich musste doch auch leben, da hat man mir doch tatsächlich, einer gesagt, von der BG. Ich war damals über 60 Jahre, habe nie mitgearbeitet. Da hat der doch zu mir gesagt, dann gehen sie doch arbeiten. 12:20 Min

Also, das war damals schon so unverschämt und ich habe damals schon, dank Herrn Gudewitz, gut durchgeboxt. Er war Rentenberater und wusste Bescheid, also ich brauchte keinen Juristen. Der Mann war so etwas von Kulant, das gibt es gar nicht.

12:39 Min

Der sagte  nur bringen sie bloss die Beweise und dannw erden wir schon sehen wie wir weitermachen und klar kommen.

Das ist ja ein Wesminter-ein ganz toller Gong ( Bimmel)

Das dauerte ungefähr. Mein Mann ist im November 2000 gestorben und kriegte meine erste Rente 2002 im Mai ein dreiviertel Jahr hat es fast gedauert, zu meinen gunsten, obwohl ich sagen muss, die haben mich noch in 4 Jahre geschummelt, weil sie eine Sache nicht anerkannt haben. Aber ich mochte nachher auch nicht mehr. Herr Gudewitz hatte das soweit durchgeboxt und dann fragte er mich, wollen wir noch weitergehen und dann sagte ich  jetzt kann ich nicht mehr, ich mag nicht mehr. Das können sie sich ja vorstellen, wenn sie jede woche mit diesen sachen zu tun haben. . ich hatte überhaupt keine Zeit zu trauern. 14:06 Min

Weil ich mich einfach dahinter geklemmt habe. Ich musste doch weiter existieren. Ich habe doch mitgearbeitet. Ich musste doch meine Versicherung.

14:19

Ja natürlich. So ist es so ist es. Die können mir sagen was sie wollen. Sie haben niemanden geschützt, noch in den Werften, noch in den Handwerkbetrieben, die Leute sind in dieses Messer gelaufen. Es war unwürdig.

Von meinen Ersparnissen, 14:54 Aber ich habe es geschafft. Ich war es meinem Mann schuldig, dass ich das gemacht habe. Das musste ich. Denn sonst hätte ich überhaupt nicht gehabt, dann hätte ich mein Haus verkaufen müssen und tja. 15:18

Es ist eine Willkür gewesen. Es war hart. Verflixt hart. Ja, meine Kinder haben mich unterstützt und der Herr Gudewitz, der war immer für mich da, der war sofort hier und das war hervorragend. Das kRankenhaus hat ja nur die Meldung weiter gegeben, das ist nun meldepflichtig, diese Krankheit, die haben es weitergegeben. Aber vom Krankenhaus habe ich keine Hilfe gehabt überhaupt nicht.

Nein, ich hatte eine Kur beantragt, weil ich ja auch ziemlich down war. 16:12

Aber so wird dann  mit den Leuten verfahren und dann verzichte ich und dann habe ich meine Ding gemacht und bin dann wieder auf die Füße gefallen, musse ich ja.

 

 

O- Ton Hildegard Best.:

Das habe ich dann zum besten gegeben. Mittlerweile ist das ganze von der BG etwas lockerer geworden, Sie dürfen nicht vergessen, das ganze ist 20 Jahre her. Mein Mann ist 2000 verstorben, wir haben jetzt 2020. Das waren die ersten Fälle damals, und heute ist das so ein, klar die haben auch ihre Schwierigkeiten, ja klar, die müssen ja, wenn die Männer irgendwie an Asbest erkrankt sind, die gehen, ja alle zwei Jahre zur Untersuchung, sollte eine Verschlimmerung eintreten, dann wird das ganze ja, nicht von der BG bezahlt, das ist nicht.

Wenn tatsächlich der Fall eintritt, dass es ein Mesothelium ist ja wie gesagt, auch meldepflichtig auch vom Krankenhaus, dann bekommt die BG ja auch Bescheid, die müssen, ja 50 % haben, um in den Genuss einer Witwenrente zu kommen, im Moment kommen gar keine neuen Witwen.

Die sind ja alle schon sehr alt. Ja, von Mitte 70 bis Mitte 80. Ja, ja, naja, auch Schwierigkeiten, was müssen sie jetzt machen, wofür brauchen sie Hilfe, das die nicht über den Tisch gezogen werden.

Die mussten ja alle um ihre Rente kämpfen, so einfach ist das nicht. 21:27 Min.

 

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